Mein Leidensweg mit dem GT

Erfahrungen und Erlebnisse mit dem GT, Fragen, Meinungen
Forumsregeln
Bitte hier nicht mehr posten, benutze https://forum.3000gt.org
Antworten
Jup
Beiträge: 10
Registriert: 07 Jul 2011, 20:52
Wohnort: Fröndenberg (NRW)

Mein Leidensweg mit dem GT

Beitrag von Jup »

Der Zeitpunkt war gekommen, ich wollte mir jetzt einen Traum erfüllen und einen schönen Sportwagen kaufen. Nach langem suchen stand ich vor ihm, ein 3000GT. Hatte schon eine Weile gespart, musste aber zusätzlich noch ein Kredit aufnehmen. Egal, der ist es Wert, ein 94er Gen.2 in einem sehr gepflegten und technisch einwandfreien Zustand. Nach der Probefahrt gab es keine Alternative mehr. Um auf der sicheren Seite zu sein, stimmte mir der Händler einem Check bei Mitsubishi zu. Das Ergebnis war bestens, hatte auch einen Kompressionstest durchführen lassen mit super Werten. Alle Zylinder lagen zwischen 10,4 und 10,6 bar, Perfekt.
Der GT hatte auch einen Boostcontroller verbaut, der einen Ladedruck von fast 1 Bar zulässt, das macht Spaß. Es wurden auch gleich bei der Gelegenheit die Zündkerzen erneuert. Und damit fing das Problem wahrscheinlich an. Beim Beschleunigen im 3. Gang bei 5000 Umdrehungen haute es mich fast durch die Scheibe. Hin und wieder passierte es, nach einer Weile dann schon im 2. Gang und ich hatte das Gefühl, dass er immer weniger Leistung hatte.
Eines Morgens war die Batterie leer, diese geladen aber nach ein paar Tagen wieder leer. Leider hatte die Lichtmaschine nicht mehr die volle Spannung liefern können. Mit der ganzen Problematik wieder zur Fachwerkstatt, neue Lichtmaschine bekommen und zu den Aussetzern wurde kein Fehler gefunden. Wahrscheinlich ist der Boostcontroller nicht kompatibel wurde mir gesagt - aber er funktionierte doch vorher einwandfrei.
Als ich ihn endlich zurück hatte, ging das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht. Er ging wie Hölle. Dann plötzlich beim beschleunigen im ersten Gang extremes Zündungsklingeln und nur gefühlte 30 PS. Zuhause nachgeschaut, viel mir ein Unterdruckschlauch auf der nicht angeschlossen war (Overboost, dadurch auch die enorme Beschleunigung).
Mittlerweile waren 7 Monate nach dem kauf vergangen und ich fuhr auf der Autobahn. Plötzlich ging der Motor beim gas geben aus, ohne Vorwarnung oder Geräusche. Auf dem Standstreifen nach mehreren Startversuchen ist er wieder angesprungen aber lief wie ein Sack Nüsse. Der Sound allerdings war beachtlich, wie ein V8 Hubraummonster, die Beschleunigte erinnerte aber eher an einem 3 Zylinder Corsa der nur auf 2 Pötten fuhr und mit Diesel betankt wurde.
Da ich schon ein paar schrauber Erfahrungen hatte und auch schon eine Lachgasanlagen in einem Manta gebaut hatte, wollte ich mich auf die Such nach dem Fehler machen. Angesichts der vielen Schlauch hatte dieser Motor mit einem Mantamotor doch etwas gemeinsam, beide sind Verbrennungsmotoren – das war’s aber auch schon. Nach dem Testen der Zündung hatte ich mich dann doch entschlossen den Wagen in einer Fachwerkstatt überprüfen zu lassen. Erst wurde mir gesagt, dass die Zündspulen defekt sein. Nach dem ich das bestritten hatte wurde das Steuergerät zur Überprüfung verschickt, welches aber auch ok war.
Nach mehreren Tagen bekam ich dann den schockierenden Anruf – Motorschaden, ein Zylinder keine Kompression, wahrscheinlich Ventilschaden. Reparatur würde unter 8 Kilo Euro nicht möglich sein. Ich wollte aus dem Fenster springen, das hätte aber auch nichts geholfen, ich befand mich im Erdgeschoss. Frustriert holte ich den Wagen wieder ab. Was nu? Verkaufen? Angesichts des Wertverlustes eine blöde Idee. Da „Stand“ mein Traum.
Wenn man bis zum Kopf in der Scheiße steht sollte man den Kopf nicht hängen lassen. Also erst mal selber nachsehen was Sache ist. Dann habe ich dieses Forum entdeckt und mir ein Werkstattbuch besorgt. Die Tage sind schon sehr kurz geworden und so langsam schlichen sich minus Grade um meine Ohren. Egal, Ansaugbrücke runter, Ventildeckel ab, und da, der erste Hoffnungsschimmer, aber nur im ersten Moment. Ein Kipphebel ist zur Seite gesprungen und hat das Ventil nicht mehr richtig betätigt. Aber nach genauem Überlegen würde dies kein Kompressionsverlust zur Folge haben. Hilft alles nix, der Zylinderkopf muss runter. Was für ein Kampf und die Tage verstrichen, da ich nach der Arbeit immer nur 1 Std. Sonnenlicht zur Verfügung hatte.
Will man bei einem Manta etwas am Motor abschrauben hat man noch die Möglichkeit den ganzen Kopf zwischen Schraube und Werkzeug zu stecken, hier habe ich mir einen Arm, der wie eine biegsame Welle fungiert oder zu mindestens mit 6 Gelenken ausgestattet ist gewünscht. Im Übrigen war es natürlich der mittlere hintere Zylinder. Irgendwann war dann auch der Turbo demontiert. Kurbelwellenriemenscheibe, was soll man dazu sagen? Lies sich nicht lösen. Werkzeug zum gegen halten habe ich mir selber gebaut. Erst als ich mir soviel Knarren-Verlängerunsstücke besorgt hatte, das ich auf einen Hebel von ca. 150 cm gekommen bin, wusste ich, es gibt nur 2 Möglichkeiten: entweder ich schaff es diese besch… Schraube zu lösen oder sie reißt einfach ab. Gott sei dank ist das Erstere eingetreten.
Endlich war der Zylinderkopf runter und siehe da, die Ventile sahen optisch gut aus, dafür aber der Kolben nicht. Ich würde sagen, der Kolben ist an einer Ecke ein wenig geschmolzen und dann ist ein 1 cm Stück raus gebrochen. So’n Mist.
Als nächste Hürde erwies sich dann die Ölwanne. 2 cm Über mein Gesicht musste diese jetzt entfernt werden. Hatte eher das Gefühl dass sie geschweißt und nicht geklebt ist. Nach vielem fluchen und abrutschen hatte ich es dann endlich geschafft. Kurz darauf konnte ich den Übeltäter in meinen Händen halten. Die Zylinderwand hatte optisch einen Kratzer der aber nicht mit dem Fingernagel zu spüren war und bei genauerem hinschauen konnte man dort auch noch das Hohnbild erkennen.
Viele würden jetzt die Hände über den Kopf zusammenschlagen, denn ich beschloss nur den Kolben auszutauschen – also Fusch. Mir waren die finanziellen Möglichkeiten es vernünftig zu machen leider nicht gegeben. Da es die Kolbenringe auch nur im ganzen Satz gab, aber die alten noch ok aussahen, habe ich diese auch übernommen.
Neue Teile: Kolben, Zylinderkopfdichtung und Schrauben, div. Dichtungen, Zündkerze – die Elektrode war zusammengequetscht und ein Kolbenringspanner. Die Kosten beliefen sich knapp über 200 €. Nach der ganzen Ersatzteilbeschaffung lag der Schnee mittlerweile so hoch, dass ich eine Winterpause einlegen musste.
Jetzt lag unser Umzug bevor – endlich eine Garage. Aber erstmal in den Schnee und das Winkelgetriebe für das Abschleppen wieder einbauen. Nach dem Umzug stand erstmal Sanieren und Renovieren auf dem Plan.
Die ersten Sonnenstrahlen und der Frühling waren im Anmarsch und dazu noch eine Woche Urlaub. Ab in die Garage, wo der nächste Schock auf mich wartete. Schon blöd, wenn man die Auflageflächen am Motorblock nicht Konserviert. Rost übersäte die komplette Fläche. Mittlerweile wurde mir klar, dass dieser Motor nie wieder laufen würde. Trotzdem habe ich nicht aufgegeben, Rostspray und ein Ceranfeldschaber geholt und siehe da, die Fläche wurde mit so einfachen Mitteln nach Stunden wieder blank. Immer gesprüht, einziehen lassen und mit dem Schaber den Rost entfernt.
Jetzt ging’s ans zusammen Bauen, Kolben rein, Ölwanne neu verklebt, Zylinderkopf drauf und der alte Zahnriemen sah auch noch gut aus, hatte ja noch nicht viele KM auf dem Buckel. Vor dem weiteren Zusammenbau wäre ein Kompressionstest nicht schlecht. Erstmal habe ich den Motor per Hand gedreht und habe so auf einen Intakten Zylinder 6 bar geschafft, danach der Reparierte und meine Befürchtungen wurden war – 1 bar. Nach mehrmaligen durchdrehen stieg der Druck aber an und ich habe mich gewagt den Anlasser zu benutzen. Nach kurzer Zeit stieg der Druck wieder über 10 bar an. Ich spürte ein grinsen auf meinen Lippen welches mir völlig fremd geworden war. Voller Eifer habe ich nun die restlichen Teile montiert und es stand bald der erste Startversuch an.
Wider erwartend sprang der Motor sofort an, ich hatte alles wieder richtig angeschlossen und auch kein Schlauch oder so vergessen. Zudem hatte der Motor seinen gewohnten Sound wieder. Nun bin ich mit dem GT schon fast wieder 10000 KM unterwegs und muss sagen: Wenn es noch so aussichtslos erscheint, gibt es trotzdem immer Grund zur Hoffnung.
Und einen herzlichen Dank an alle hier, die vielen Beiträge haben mir die Sache erheblich erleichtert.
Benutzeravatar
sbrunthaler
Beiträge: 3821
Registriert: 15 Nov 2006, 17:37
Wohnort: Berlin / Germany
Kontaktdaten:

Re: Mein Leidensweg mit dem GT

Beitrag von sbrunthaler »

Mutig, mutig! =D>
Benutzeravatar
Spyderman
Beiträge: 152
Registriert: 20 Jun 2011, 07:43
Wohnort: Naumburg/Saale
Kontaktdaten:

Re: Mein Leidensweg mit dem GT

Beitrag von Spyderman »

auch von mir den vollen Respekt =D> aber eben auch richtig viel Glück gehabt !

Thomas S.
aus Bernburg
Benutzeravatar
LotharG.
Beiträge: 333
Registriert: 22 Apr 2011, 07:51
Wohnort: Bremen

Re: Mein Leidensweg mit dem GT

Beitrag von LotharG. »

Hallo Jup,

ich hatte auch mal einen Manta B :-D .
Den hatte ich gleich nach dem Kauf auch "etwas" umgebaut.
6 Zylinder in Reihe 2,5E vom Commodore rein, Kühler und Front weiter nach vorn gebaut, vorn tiefer, anderes Fahrwerk und so O:) .
Das waren so in etwa satte 68 PS pro Liter Hubraum.
Und du tauscht nur einen Kolben aus und verwendest die gebrauchten Kolbenringe bei einem 3 Liter Zylinder Twinturbo ?

Respekt, der Motor hat klaglos 10.000 km gehalten.

Gruß Lothar
(Der solche Motorreparaturen an seinem Trecker Normag NG22 Baujahr 1941 durchaus auch ausführen würde.
Der hat eine Literleistung von 10 PS pro Liter :-D )
Jup
Beiträge: 10
Registriert: 07 Jul 2011, 20:52
Wohnort: Fröndenberg (NRW)

Re: Mein Leidensweg mit dem GT

Beitrag von Jup »

Ja, das stimmt. :-k
Da habe ich mehr Glück als Verstand gehabt. \:D/
Antworten