Heute waren Lothar (mit Susanne als Beifahrerin) und ich (solo) mit unseren GT's beim Trackday des DSK ("Hugo Emde Freies Fahren").
Das bedeutet:
* > 350 Fahrzeuge, die in 2 Gruppen abwechselnd für jeweils 45 Minuten auf die Strecke geschickt werden.
* Sammeln an der regulären Zufahrt für Touristenfahrten, dort stand der DSK-Truck.
* Döttinger Höhe ist geschlossen, d.h. wie bei den Touristenfahrten muss man raus, durch die Schranke und wieder rein.
* Selbstverpflgung ist angesagt, im Gegensatz zu "kommerziellen" Trackdays.
* Dafür kostet der Spass für uns als GT-Driver e.V. Mitglieder nur 225 Euronen.
Was haben wir erlebt:
* Fahrerbesprechung (oder besser Ansprache an ca. 180 Fahrer) für Gruppe eins, in der wir einsortiert waren, um 08:00 (ja, tatsächlich um 08:02 Uhr, also ziemlich pünktlich!)
* Unser erster Stint begann auch pünktlich um 09:00 Uhr. Die "Einführungsrunde" war nicht wahrnehmbar, jedenfalls hatte ich niemand, dem ich hätte hinterherfahren können, weil ich brav erstmal moderat losgefahren bin (und Lothar hinter mir ebenso).
* Der Stint endete vorzeitig in Runde 3, nachdem es schon in Runde 2 zu regnen begonnen hatte - rote Flagge nach Unfall.
* Es folgte eine Zwangspause von ca. 1,5 Stunden, weil sich nämlich gleich zu Anfang des nächsten Stints der 2. Gruppe (Strecke nass) ein Polo GTI am Ende der Fuchsröhre auf's Dach gelegt hatte. Kein Personenschaden, aber halt wieder das volle (Bergungs-) Programm.
* In dieser Zwangspause sassen die Fahrer der Gruppe 1 (also auch wir) zunächst in ihren Autos und warteten, wann sie denn wieder auf die Strecke dürften - Chaos, alle Zufahrten und Parkplätze verstopft, keine Ansage, keiner wusste Bescheid.
* Dann nach Lautsprecherdurchsage: Ausserordentliche Ansprache an die Fahrer um 12:00 Uhr mit dem Tenor "Wenn nass, dann rutscht's!" Also seid jetzt bitte alle brav. Tatsächlich ga es dann keine Unfälle mehr, soweit ich es mitbekommen habe.
* Um 12:25 begann dann unser 2. Stint. Die Strecke war jetzt eher trocken, vor allem die Linie, und die ganzen vom Warten gefrusteten Supersportler des DSK wollten die verlorene Zeit wieder reinholen. Demzufolge waren sowohl Lothar als auch ich mehr mit dem Rückspiegel beschäftigt als mit der Strecke, was den Spassfaktor erheblich reduziert hat. Siehe "Kritik" unten. Ich bin nach 3 Runden wieder raus, eine wäre vielleicht zeitlich noch gegangen, aber das war mir zu nervig. Lothar (der die Strecke vorher überhaupt nicht kannte!) ging es ähnlich.
* Um 14:35 wären wir dann wieder dran gewesen, und es hat gegossen wie aus Kübeln. Im Interesse des Schutzes des Kulturgutes 3000GT haben wir die Regentropfen abgeschüttelt und sind Kaffee trinken gegangen, bevor uns ein übermotivierter Supersportler von der Piste kickt.
* Insgesamt bin ich also für 225 Euro plus Anfahrt, Übernachtung und Sprit 6 Runden Nordschleife = 120 Km gefahren, davon 3 schnelle. Oops.
Kritik:
* Die Strecke ist sehr interessant, aber auch sehr anspruchsvoll. Man muss sie viele Male fahren und sich an die Gegebenheiten herantasten. Hinzu kommt, dass die Wetterbedingungen höchst variabel sein können, und man den Streckenzustand nicht "auf Sicht" feststellen kann, weil man viele Kurven gar nicht einsehen kann.
* Es gibt keine Auslaufzonen, man ist sofort in der Leitschiene, und das Auto ist Sondermüll, wenn man schnell unterwegs ist und die Kontrolle verliert oder angeschoben wird. Platz zum Überholen ist begrenzt. Wenn es feucht wird, ist die Ideallinie besonders glatt.
* Selbst bei roter Flagge wird zügig weiter gefahren, mit dem Ergebnis, dass man um eine Kurve kommt und vor der Unfallstelle eine Vollbremsung hinlegen darf. (Siehe tödlicher Unfall am vergangenen WE!)
* Die Orga des Trackdays durch den DSK ist verbesserungsfähig. Das Chaos mit den Parkplätzen und Warteschlangen erinnert so ein bisschen an das Ein- und Aussteigen bei Flugzeugen, bloss dass hier auch noch gleichzeitig ein- und ausgestiegen wird
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* Das Restaurant hat erst nach 12:00 Uhr aufgemacht -> Massenandrang. Ausserdem gab es nur eine eingeschränkte Karte (was aber nirgends dranstand), und man hatte irgendwie den Eindruck, dass sie es nicht nötig haben, überhaupt was anzubieten. Und bis auf die Fritten war das Essen verbesserungsfähig wie die Orga.
* Wir waren Neulinge. Deshalb haben wir extra an der EInweisung mit Streckenkunde am Vorabend teilgenommen. Erster Teil Sprechbühne, weil Beamer / Laptop nicht da, dann ein Video (Youtube) von einer 8:20er Runde mit einem GT3 (?) Fahrzeug. Sehr hilfreich.
* Es wurde angeboten, dass ein Instruktor mitfahren würde, wenn man sich nicht auskennt. Am nächsten Morgen war davon nicht mehr die Rede und kein Instruktor zu sehen.
* Die Verhaltens-Regeln, die vorgegeben wurden, lauteten sinngemäß: "Wir wollen ja alle Spass haben, die Schnellen und die Langsamen. Und keiner will sein Auto kaputtmachen. Deshalb immer nur links überholen (ausser es geht doch rechts besser

* Die Leistungsunterschiede zwischen den Fahrzeugen, aber auch zwischen den Fahrern sind einfach viel zu groß. Die Schnellen, die die NOS schon 1000mal gefahren sind, verstehen nicht, warum ein Anfänger so langsam fährt, und die Anfänger sind total gefrustet, wenn wieder so ein alter Twingo an ihnen vorbeifeuert, als gäb's kein Morgen, weil er die Strecke kennt.
Mein persönliches Fazit:
Einen DSK Trackday an der NOS werde ich nicht mehr mitmachen, das ist mit zu unsicher (Wetter), zu unzivilisiert (Verpflegung und Chaos), zu weit weg (650 Km von Berlin), zu frustrierend und zu gefährlich. Dann lieber auf ein kommerzielles Fahrertraining sparen und den eigenen Möglichkeiten und Kenntnissen entsprechend betreut werden. Das wäre auch meine Empfehlung für alle anderen NOS-Rookies.
Wichtig: Das Fahren mit dem Simulator (z.B. GT6 auf der PS3 mit Lenkrad und Pedalen) hilft enorm, um die Strecke zu lernen. In der Realität ist aber vieles anders: Die Anfahrt zur Aremberg-Kurve hinter dem Schwedenkreuz z.B. ist überraschend kurz, es gibt heftige Senken ("Kompressionen"), die die Simulation nicht vermittelt, und man "fühlt" halt nix... In meinem Fall kann ich nach der ersten Gewähnungsrunde die Linie wegen des Simulatortrainings im Schlaf, aber nicht die Geschwindigkeiten und die Bremspunkte! Da geht man vor einer Kurve in die Eisen, weil die Simulation das verlangt, aber in der Realität kannst Du ruhig "voll" fahren. Und umgekehrt, was spannender ist

Zur Technik des GT noch ein paar Worte:
Mitsublue hat ja schon einiges geschrieben, das ich ergänzen bzw. auch ein wenig geraderücken möchte.
* Reifen: Ich fahren Michelin Supersport Strassenreifen. Das ist eine gute Wahl, die vertragen auch nasse Strassen und sind im Trockenen sehr gut zu händeln und haben viel Grip.
* Reifendruck: Nach Rücksprache mit den "Füchsen" vom DSK soll man den Reifendruck reduzieren, weil die Räder (Reifen, Felgen, Bremsen) sich durch die dynamische Belastung erheblich stärker als im Strassenbetrieb erwärmen. Dadurch wird die Aufstandsfläche kleiner, was den Grip reduziert.
Das gilt für die NOS wie für alle anderen Rennstrecken auch. Meine Erfahrung bestätigt das; klar fahren sich die Aussenflanken der Vorderreifen stärker ab, aber dafür hat man auch mehr Grip. Am Besten stellt man erstmal den "Seriendruck" untere Grenze ein (2,2/2,0), fährt eine flotte Runde und korrigiert dann bei warmen Rädern wieder auf diesen Druck. Wer auf Nummer Sicher gehen will, addiert halt die 0,6 Bar für >190 Km/h hinzu, kommt auf der Strecke aber eher selten vor (Döttinger Höhe ist ja nicht offen).
* Motor / Motorleistung: Ich bin mit 1,5 Bar Ladedruck ab ca. 4000 U/min unterwegs. Darunter verhält sich der Motor wie mit den 13G und dem damit erreichbaren Druck. Nur brauchst Du das auf der NOS eigentlich kaum, ausser vielleicht bei der Anfahrt zum Schwedenkreuz, im Klostertal oder hinter Ex-Mühle oder Berkwerk, wo es steil hochgeht. Wenn Du aber auf der richtigen Linie bist und die Einlenk- und Bremspunkte triffst, spielt die Leistung ganz klar eine untergeordnete Rolle (s.u.). Kühlprobleme gab es keine (Mishimoto Wasserkühler, Ölkühler nach vorne gesetzt), allerdings waren es auch nur max. 20° Außentemperatur.
* Gewicht: Abspecken. Querdynamik ist hier alles. Vorne leichter machen. Alles rausräumen. Vorher Diät machen

* Fahrwerk: Nach inzwischen einigen Rennstrecken, die ich befahren habe, komme ich zu dem Schluss, dass das Serienfahrwerk nicht ausreichend ist, wenn man sportlich unterwegs sein will. Ich bin an die Grenzen gegangen (und einmal drüber und habe ihn wieder einfangen müssen), er untersteuert erst, aber ggf. kommt auch mal das Heck. Die DSKler mit den KW-Fahrwerken etc. sind da m.E. besser unterwegs. Ich würde mir wünschen, mehr negativen Sturz vorne und hinten fahren zu können (nicht hinten positiv), was nicht mit einem KW allein erreichbar wäre, aber eine Optimierung der Dämpferhärte nach Zug und Druck getrennt würde vermutlich einiges bringen. Aber wer will sich den Aufwand machen? Ich nicht, zumal ich keine belastbaren Erkenntnisee habe, sondern nur mein Bauchgefühl.
* Bremsen: Die sind das A&O. Meine STOPTECH vorne mit FERODO DS2500 funktionieren tadellos! Ein einziges Mal kam das ABS, beim Anbremsen der Aremberg-Kurve im Nassen. Funktioniert also auch.
* Antrieb: Ich habe eine Sportkupplung und ein erleichtertes Schwungrad sowie einen ShortthrowShifter. Inzwischen schaltet sich das Getriebe auch wieder sauber, und wenn man die Linie auf der NOS trifft, muss man nie in den 2. Gang runter. Trotzdem hat man mit dem Handling des Autos auf dieser komplizierten Strecke schon alle Hände voll zu tun, sodass man hier sehr gut ein sequentielles Getriebe oder zumindest so eine schöne Mechanik mit einem hochgesetzten Schaltknüppel gebrauchen könnte. Bin für Angebote offen

Am Ende werden wir aus einem 3000GT keinen Porsche 911 GT3 machen, fürchte ich. Der einzige Lambo im Feld musste übrigens mit irgendwelchen technischen Problemen aufgeladen werden - wir aber nicht!
In diesem Sinne ein schönes und knitterfreies Wochenende,
Stefan B.
PS: Jetzt scheint natürlich die Sonne, haha.