Wirtschaft Deutschland

[SteirAIR]

Sagts mal ihr Germanen. Ist eure Wirtschaft echt so im Keller wie
es derzeit bei den Medien rüberkommt. Oder wird auch hier extrem
schwarz gemalen?

Ich hab gestern in einen deutschen Sender so eine Expertenrunde gesehen.
Da klang die Zukunftsprognose nicht gerade sonnig

[Tiberius]

Also bisher hat es keine größeren Entlassungswellen gegeben, bei einigen Autobauern ist zwar schon Kurzarbeit gemacht worden aber von Entlassungen spricht noch keiner.
Ich glaub da ist viel Schwarzmalerei dabei. An Opel hängt zwar ziemlich viel aber ich denk mal das ist nur eine Frage der Zeit bis da ne Lösung in Sicht kommt. Opel an sich ist ja anscheinend gesund und verkauft im Moment auch verhältnismässig gut. Im Moment ist nur die Frage wie man aus dem Ereignishorizont von GM raus kommt. Ausserdem muss GM auch vorsicht sein, für die Erteilung der Staatshilfen in USA sind ja zukunftsfähige Konzepte Voraussetzung und das was GM im Bereich Elektroantrieb und Hybridtechnik zu bieten hat kommt größtenteils aus den Entwicklungslabors in Rüsselsheim.

Bei den Privathaushalten ist die Krise noch nicht angekommen und ob das überhaupt passiert bleibt abzuwarten. Die meisten Spareinlagen haben die Deutschen ja bei Sparkassen und genossenschaftlichen Banken die zum größten Teil mit Sicherungsfonds abgedeckt sind. Wen Investmentbanken drauf gehen verlieren erst mal die Leute Geld, die genug davon haben um damit zu spekulieren.

Also die größte Frage wird sein ob unsere exportorientierte Wirtschaft damit zurecht kommt dass der Weltmarkt weniger Nachfrage erzeugt als bisher. Ein direktes innerdeutsches Problem sehe ich da nicht.

[eagledriver]

Ein Karnevalist bei der Sendung "Mainz bleibt "Mainz" hat es
eigentlich auf den Punkt gebracht:

Wenn uns die Wirtschaftskrise 2009 mit der gleichen Härte trifft,
wie uns der für 2008 erwartete Aufschwung getroffen hat,
dann können wir ganz entspannt in die Zukunft blicken....

[sbrunthaler]

Da gibts noch einen Faktor, den man beachten sollte: Die sog. "Bestager" oder "Silverliner", d.h. die Pensionäre (so heisst das in Austria, oder?), die eigentlich wohlhabend waren.

Viele von denen haben einen Teil der Altersversorgung (manchmal den größten Teil) auf Wertpapieren aufgebaut. Und selbst meiner 78jährigen Mutter konnte der nette Bankberater Anfang 2008 (!) noch Lehman Zertifikate und Anleihen ins Depot packen.

Effekt: Altersversorgung stark gefährdet, Konsumbereitschaft null, Urlaub in Balkonien. Unterstützung des mittelständischen Nachwuchses, der nicht genug zum Leben verdient, fällt weg, usw. usf. (Damit meine ich glücklicherweise nicht mich ).

Keine Ahnung wie groß diese Gruppe ist, aber in unserer überalterten Gesellschaft zumindest so groß, dass sie von der Wirtschaft als separate Werbe-Zielgruppe identifiziert und angesprochen wird.

Ich vermute ganz allgemein, dass wir bisher nur die Spitze des Eisbergs sehen, und dass alle Prognosen und Medien-Äusserungen nichts als Kaffeesatz-Leserei sind. Meine Firma boomt übrigens gerade völlig antizyklisch, ich könnte ein paar gute C-Programmierer gebrauchen... :-"

Grüsse aus der Hauptstadt (D),
Stefan B.

[SteirAIR]

Aha, dachte es mir. Also ähnlich wie bei uns. Ich bin in der Nähe von Magna, da zwicksts momentan auch ordentlich.
Aber im großen und ganzen scheint im Klein-u. Mittelgewerbe die Krise noch nicht da zu sein. Es gibt zwar viele
Konkurse derzeit, aber das waren oder sind Firmen die schon seit Jahren wackeln. Und wer beim ersten Wind fällt,
hätte den Sturm sowieso nicht überstanden.

Bei uns fangen die Medien jetzt endlich wieder an auch positive Nachrichten zu bringen. Es gibt ja viele Bereiche
die von der "Krise" profitieren. Bei uns werden Häuser gekauft, eingerichtet, Küchen geplant oder ähnliches wie noch nie.
Bei mir in der Werbetechnik ist noch nichts zu bemerken, meine Lackiererei hat sogar mehr Geschäft wie vor zwei Jahren....

Na schau mehr mal

[Tiberius]

Ich denke mal die Anzahl Menschen deren Ersparnisse oder noch schlimmer die Immobilienfinanzierung komplett von der Investmentwirtschaft abhängt ist in Deutschland ziemlich gering.
Selbst wenn ein Rentner einen Teil seiner Altersversorgung in der Art investiert hat ist seine Grundsicherung über die staatliche Rente gegeben. Ich will jetzt nicht behaupten dass das ausreicht aber wenigstens kann so keiner komplett verarmen wie das in den USA der Fall ist.

Dass Rentner bisher kein besonderer Konjunkturfaktor sind kann man daran erkennen dass sie nicht Teil der sogenannten "werberelevanten Zielgruppe" sind.
Ich seh's ja an meinen eigenen Großeltern, in der Nachkriegsgeneration wird das Geld halt doch eher beiseite gelegt als ausgegeben.

Ich seh das Problem nach wie vor in der exportabhängigen Wirtschaft. Wenn die Exportunternehmen sich nicht auf die veränderten Marktsituationen einstellen können und Pleite machen werden wieder viele Menschen arbeitslos, was die Konjunktur insgesamt wieder ausbremst. Dazu muss man allerdings auch sagen dass wir schonmal fast 1 mio Arbeitslose mehr hatten als heute, das haben wir auch überlebt.
Das zweite Problem wird ja immer als "Kreditklemme" bezeichnet. Dem eigentlich gut funktionierenden Mitttelstand fällt es schwerer für Investitionen notwendige Kredite von den Banken zu bekommen. Die Banken verleugnen das zwar aber viele Selbstständige und mittelständige Unternehmen scheint das wohl schon zu treffen. Die Börsennotierten können das wohl mittels hochverzinster Unternehmensanleihen umschiffen, für kleinere gibts da aber weniger Möglichkeiten. Hier müsste man mal auf eine Lösung kommen wie auch Privatleute sich in kleinerem Maße in regionale Unternehmen investieren können. Evtl. könnten die Sparkassen hier Vermittler spielen und Fonds bilden.
Ich glaub z.B. dass die meisten Deutschen in ein von GM unabhägiges Opel investieren würden, wenn sie könnten.

[icke39]

In Deutschland leben geschätzte 20 Millionen Rentner. Das sind ca. 25 % der Gesamtdeutschen Bevölkerung.
Ne ziemlich große Zielgruppe

Im Fernsehen kam ein Bericht über Staaten, die womöglich kurz vor der Pleite stehen. Ganz vorne Island. Dann die südeuropäischen Staaten wie Griechenland und Portugal. Österreich soll auch mächtig wackeln und dann die Osteuropäischen....mmh. Hoffen wir mal das Beste.

[Interceptor]

Sorry Tiberius, aber bei zwei Dingen kann ich Dir nicht zustimmen:
a) in den letzten 10-15 Jahren wurde im Bereich der Mietwohnwirtschaft Finanzierungen fast nur noch über fondsgebundene Lebensversicherungen und Investmentfonds abgesichert. Zielgruppe dabei lag auf den 30-40 Jährigen.
b) Heutige Rentner brauchen sich um das angesparte Vermögen keine Sorgen machen. Kaum ein Rentner hat Geld im Fondsbereich investiert. Betroffen sind die heute 30-40 Jährigen die seit 10-15 Jahren in achso hoch angepriesene private Altersvorsorge investiert haben.

Eine Verarmung wird es hoffentlich nicht geben wie in den USA. Dennoch ist die Situation klar: Heutigen Rentnern geht es finanziell gut. Den heute bis mitte 20-jährigen wird es finanziell im Rentenalter auch gut gehen. Wie es allerdings den heute 30-40 jährigen mal finanziell im Rentenalter gehen wird .... da will kaum einer was dazu sagen. Wenn sich nicht schleunigst was bewegt, dann hat diese Generation die große A-Karte gezogen (die kleine a-Karte hat die Generation schon erhalten).

... aber ich will mich hier nicht weiter dazu auslassen, ich will hier was über mein Hobby 3000GT lesen, den anderen Mist habe ich beruflich bedingt hier überall auf dem Schreibtisch liegen.

[icke39]

Hab ich ein Glück daß ich grad noch so in den 20ern bin,...auch wenns nur 2 Tage sind

[Interceptor]

Tja sorry icke, aber ganz ungeschoren kommst Du nicht davon .... du gehörst noch zu der Übergangsphase

[icke39]

Das schlimme dabei ist, ich stehe beim Staat direkt im Lohn.... ,

[SteirAIR]

Österreich soll auch mächtig wackeln ....

Da kann ich beruhigen. Wir sind immer noch hochweiss. Österreich hat mehr Spareinlagen
als Verschuldung. WIr haben zwar keine so guten Konjunkturwerte, aber von einer Rezession
sind wir noch weit weg. Gewisse Bereiche wie Tourismus sprechen gar vom besten Jahr überhaupt.

Bei uns gibt es ja kaum diese Riesenindustriegiganten wo ein Husten bereits ein Erdbeben auslöst.

[Tiberius]

Das schlimme dabei ist, ich stehe beim Staat direkt im Lohn.... ,

Ich auch, das ist in der aktuellen Situation doch das beste. Als Staatsdiener bist du immer der letzte dem ein Kredit verweigert wird.
Gut, dafür verdient man in wirtschaftlich besseren Zeiten auch nicht so gut...

Trotzdem war ich noch nie so weit von der Kündigung entfernt wie heute. Ausser vielleicht in der Zeit zwischen Einstellung und erstem Lohnstreifen...